Alles begann mit einer Entrümpelungsaktion und einer Anfrage für die Neubeschaffung einer Wärmepumpe für das wärmetechnische Labor. Berufsschullehrer der Fachgruppe Heizung der Baugewerblichen Berufsschule Zürich (BBZ) entwickelten daraus eine Projektarbeit für Lernende: Das verantwortliche Handeln im Team ist ebenso wichtig wie das Resultat am Ende des Tages.
Die Sommerferien sind vorbei. Die weiträumige Werkstatt der Bauwerblichen Berufsschule Zürich (BBZ) wird von einer Vielfalt von Geräuschen erfüllt: Man hört das Zischen der Schweissflamme, das Kreischen der Gewindescheidemaschine, das Klirren durch das manuelle Aufrauen der gerade eben geschnittenen Rohrgewinde.
Soeben haben acht Lernende Heizungsinstallateur EFZ von ihrem Berufsschullehrer Martin Fritschi Instruktionen für ein Montageprojekt bekommen. Assistiert wird Fritschi von seinem Kollegen Philipp Hauser, Berufsschullehrer im Nebenamt und hauptberuflich Unternehmer in der Branche, der die Lernenden in der Werkstatt unterstützt. Der Auftrag an die Mannschaft: Innerhalb eines Tages soll eine Luft-Wasser-Wärmepumpe (WP) im zweiten Obergeschoss des wärmetechnischen Labors der hauseigenen Höheren Fachschule an einen stillgelegten 4500-Liter-Wärmespeicher im Untergeschoss angeschlossen werden. Das Besondere an dieser Aufgabe: Das Zusammenarbeiten in der Gruppe und das verantwortliche Handeln innerhalb eines Teams sind mindestens so wichtig wie das sichtbare Resultat der Montagearbeit am Ende des Tages.
Werkzeuge, Pläne, Gruppenarbeit
Die Jugendlichen kennen sich zwar aus dem Klassenunterricht, aus der Parallelklasse und aus dem Pausenhof; aber das Zusammenwirken als Equipe ist eine neue Erfahrung. Es sind viele Vorkehrungen zu treffen, damit das Werk am Ende des Tages gelingt. Werkzeuge müssen aus den Schubladen geholt und bereitgestellt, Pläne konsultiert und Arbeitsschritte definiert werden. Schliesslich sammeln sich die acht in drei Gruppen, wobei die erste die Aufgabe erhält, zuerst den Wärmespeicher im EG abzusenken, die Inneneinheit des WP-Splitgeräts zu montieren und schliesslich eine Verbindungsleitung zum Expansionsgefäss anzuschliessen. Die zweite Gruppe hat den Auftrag, die Gewinderohre und die Befestigungen vorzubereiten. Schliesslich formiert sich eine dritte Gruppe zum Schweissen und zur Montage eines Entgasers.
Support von aussen
Das Lernendenprojekt unter der Leitung von Martin Fritschi hat eine Vorgeschichte: Alles begann mit einer Entrümpelungsaktion durch BBZ-Lehrpersonen. Man füllte zwei Container mit nicht mehr zeitgemässen Heizungsbauteilen, um diese durch neue zu ersetzen. Im Berufskundeunterricht und auch in der Weiterbildung sollen Geräte zum Einsatz werden, die aus dem betrieblichen Alltag bekannt sind. Die Berufsschullehrer kontaktierten mehrere Lieferanten, so auch das Verkaufsteam von Meier-Tobler. «Aus den Gesprächen mit der Berufsschule entstand die Idee, eine Luft-Wasser-Wärmepumpe im BBZ-Labor zu installieren», erinnert sich Björn Zittra, Produktmanager bei Meier-Tobler, der es sich nicht nehmen lässt, zusammen mit seinen Kollegen vom Verkaufsteam einen Augenschein vor Ort zu nehmen. «Wir hielten fest: Die Wärmepumpe als Gerät wird der Berufsschule gesponsert, nur das Rohrmaterial für die Montage wird verrechnet.»
Die Wärmepumpe sollte nicht nur als Ausstellungsobjekt im Labor herumstehen, sondern auch in den verschiedenen Betriebsmodi gezeigt werden können. «Diese Bedingung gab uns den Steilpass, ein handlungsorientiertes Projekt mit unseren Lernenden in Angriff zu nehmen», sagt Martin Fritschi, der die Meier-Tobler-Vertreter durch das mehrstöckige Labor führt.
Als Team verantwortlich sein
Die meisten Teilnehmer verstehen den Sinn des Projekts auf Anhieb und können auch einem Laien einzelne Arbeitsschritte einleuchtend erklären. Gregor Raszka, als einer der drei des ersten Teams, ist sich gewohnt, Aufträge selbständig auszuführen. Zum Projekttag sagt er: «Es ist toll für uns, so etwas als Team machen zu dürfen. Denn es läuft nicht in jedem Geschäft gleich.»
Aus seinem eigenen Lehrbetrieb sei er es gewohnt, dass ihm bereits viel Verantwortung übertragen werde, was ihm gefalle. Doch er vermutet, dass es in vielen Unternehmen anders zu und her geht: «Komm mal her, hole mir das Werkzeug, putze das, schaue mal zu.» Viele hätten mit dem heutigen Tag die Chance, Selbstvertrauen zu gewinnen. «Man muss selbst schwimmen lernen.»
Andere wie Davor Mrkonja lernen neue Techniken kennen: «In unserem Geschäft wird meistens gepresst oder geschweisst. Gewinde zuschneiden für eine ganze Anlage ist für mich neu.» Zwar lernt man viele Handgriffe und Methoden in den überbetrieblichen Kursen (üK), wo man seine Kollegen wieder sieht. Dort geht es indes primär um den Erwerb grundlegender beruflicher Fertigkeiten. «Im üK arbeitet jeder an seinem eigenen Werkstück.»
Ammar Islami zeigt Begeisterung für den gewählten Beruf: «Es gibt nichts, was ich nicht gerne mache.» Er sieht es ähnlich wie Kollege Gregor: «Hier haben wir die Verantwortung als Team, dass alles stimmt und die Anlage läuft.» Negative Aspekte zur Berufslehre fallen ihm nicht ein: «Bin zufrieden mit dem gewählten Beruf, alles tiptopp!»
Gebäudetechnikplaner machen mit
Nicht zu vergessen, dass im Frühlingssemester zwei lernende Gebäudetechnikplaner Heizung EFZ den Einbau der Wärmepumpe ins Labor projektierten und Planunterlagen erstellten; somit sind sie Mitwirkende der BBZ-Projektarbeit. Jonas Schweingruber macht seine Ausbildung in einem ausführenden Betrieb und weiss, dass die Qualität seiner Arbeit entscheidenden Einfluss auf die Tätigkeit auf dem Bau hat: «Im Endeffekt kommen wir nur gemeinsam ans Ziel. Unsere Pläne helfen, zeitoptimiert zu arbeiten. Wir erhalten Rückmeldungen in Form von Skizzen und Fotos.» Kollege Tim Eng arbeitet in einem Ingenieurbüro. Der gewählte Beruf bringt interessante, anregende Aspekte mit sich, wie beide sagen: «Der Beruf hat mit Energie zu tun; ein brandaktuelles Thema.» Andererseits fehle es – so die leise Kritik – innerhalb der Wertschöpfungskette etwas am Verständnis für ihre fachplanerische Arbeit. Man sei unter Zeitdruck und es müsse immer «megaschell eine Lösung her».
Auswertung
Schliesslich neigt sich der Arbeitstag seinem Ende entgegen. Martin Fritschi lädt zur Manöverkritik ein. Dank der hohen Motivation aller Beteiligten sei die Montage der Wärmepumpe schliesslich erreicht worden. Sein Fazit: Das Arbeiten in einem ad-hoc gebildeten Team sei nicht immer einfach, aber lehrreich.
Die Jugendlichen verabschieden sich in den Feierabend. Eine Gelegenheit für die Berufsschullehrer, den Tag nochmals Revue passieren zu lassen. In der Arbeitsqualität, dem Grad des Zusammenwirkens im Team und dem Durchhaltewillen sehen beide noch grosse Unterschiede unter den Beteiligten. Gleichwohl sind die Berufsschullehrer überzeugt von der Sinnhaftigkeit des eintägigen Projekts. In zwei Jahren soll ein ähnliches Projekt über die Bühne gehen.
Text: Manuel Fischer